Modelle für Kinder – Geschichte

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Die Bremer Stadtmusikanten

Ein Mann hatte einen Esel, der tapfer die Säcke getragen hatte. Aber er war alt geworden, und seine Kräfte ließen nach, sodass sein Herr ihn loswerden wollte. Deshalb lief der Esel weg. Er wollte nach Bremen, um dort Stadtmusikant zu werden. Unterwegs traf er einen Jagdhund, der auch alt war. Sein Herr hatte ihn totschlagen wollen, weil er nicht mehr auf die Jagd konnte. „Weißt du was“, sagte der Esel, „ich gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant. Komm doch mit!“ Dem Hund gefiel das. Da trafen sie eine Katze, die ein Gesicht machte wie drei Tage Regenwetter: „Mir geht es an den Kragen, weil meine Zähne stumpf geworden sind und ich nicht mehr Mäuse jagen kann. Da wollte mich meine Frau ersäufen. Wo kann ich nur hin?“ „Geh doch mit uns nach Bremen, du kannst doch auch Stadtmusikant werden.“ So waren sie schon zu dritt, als sie an einem Hof den Hahn aus Leibeskräften schreien hörten: „Morgen kommen Gäste, und die sollen mich in der Suppe essen. Jetzt schreie ich, solange ich noch kann.“ „Zieh doch lieber mit uns“, sagte der Esel. „Du hast doch eine gute Stimme, warum sollen wir also nicht alle zusammen in Bremen musizieren?“
Die vier Tiere mussten aber unterwegs in einem Wald übernachten. Von ferne sahen sie die Lichter eines einsamen Räuberhauses. Durchs Fenster sahen sie die Räuber bei gutem Essen und Trinken sitzen. Die Tiere beratschlagten, wie sie wohl an dieses Festessen kommen könnten, und sie fanden eine List: Der Esel stellte sich mit den Vorderfüßen auf das Fensterbrett, der Hund sprang auf den Rücken des Esels, die Katze kletterte auf den Hund und der Hahn flatterte der Katze auf den Kopf. Auf ein Zeichen hin machten sie ihre Musik: Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute und der Hahn krähte, und zusammen stürzten sie durch das Fenster ins Zimmer. Die völlig überraschten Räuber dachten, ein Gespenst käme herein und flohen in den Wald. Die vier Tiere setzten sich an den Tisch und aßen, als ob sie vier Wochen gehungert hätten. Danach löschten sie das Licht und gingen schlafen.
Als die Räuber sahen, dass das Haus dunkel war, schickten sie einen, der auskundschaften sollte, ob sie nicht zurückkehren könnten. Der Kundschafter kam in die Küche und wollte ein Licht anzünden. Die glühenden Augen der Katze hielt er für Kohlen und hielt ein Zündholz daran. Aber die Katze sprang ihm ins Gesicht und kratzte, was sie konnte. Der erschrockene Räuber wollte flüchten, aber an der Tür biss ihn der Hund ins Bein, und der Esel versetzte ihm einen Schlag mit dem Huf. Dazu krähte der Hahn. Da lief der Räuber was er konnte und berichtete: „Im Haus ist eine gräuliche Hexe, die hat mir das Gesicht zerkratzt, an der Tür steht ein Mann mit einem Messer, der hat mir ins Bein gestochen, und im Hof liegt ein schwarzes Ungetüm, das mit einer Holzkeule auf mich eingeschlagen hat.“ Da trauten sich die Räuber nie mehr ins Haus, aber den vier Bremer Stadtmusikanten gefiel es darin so gut, dass sie nie mehr heraus wollten.
 
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