Kirchen, Synagoge und Moschee – Geschichte

Kirchen, Synagoge und Moschee – Geschichte

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin

Die evangelische Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche steht im Westen Berlins im Stadtteil Charlottenburg. Kaiser Wilhelm II. ließ sie in den Jahren 1891-1895 errichten und widmete sie dem Gedenken an seinen Großvater, Kaiser Wilhelm I. Sie wurde im neoromanischen Stil erbaut. Der aus dem Rheinland stammende Architekt orientierte sich bei seinem Entwurf an rheinischen Kirchen wie dem Bonner Münster oder der Marienkirche in Gelnhausen. Sogar der im Rheinland für den Kirchenbau übliche Tuffstein aus der Eiffel wurde verwendet.
Die Gedächtniskirche hatte fünf Türme. Der heute noch erhaltene Hauptturm war damals mit ursprünglich 113 Metern Höhe der höchste Turm Charlottenburgs. Der Baustil prägte die ganze nähere Umgebung: Mehrere Gebäude im Umkreis wurden ebenfalls im neoromanischen Stil errichtet oder umgebaut und bildeten das sogenannte „Romanische Forum“. Der Innenraum der Kirche war reich geschmückt. An den Wänden und im Gewölbe waren Glasmosaike mit einer Fläche von insgesamt 2740 m² angebracht. Die Mosaike in der Vorhalle sind bis heute erhalten geblieben. Sie bildeten vor allem den Lebensweg Wilhelms I. ab sowie Szenen aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Einige Mosaike am Triumphbogen vor dem Chorraum wurden nach der Zerstörung gefunden und sind heute in verschiedenen Museen zu sehen.
Im November 1943 gab es einen schweren Luftangriff auf Berlin, bei dem das Kirchengebäude in Brand geriet. In der Folge stürzte der Dachstuhl des Kirchenschiffs ein, und die Spitze des Hauptturms knickte ab. Den Wiederaufbau genehmigten die Siegermächte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht. Die Ruine blieb vorerst stehen und war dem Verfall ausgesetzt. Ab 1956 begann man mit dem Abriss des Kirchenschiffs. 1959-1961 wurde nach den Plänen des Architekten Eugen Eiermann ein neuer Kirchenbau errichtet.
Die Ruine des Turms blieb nach dem Zweiten Weltkrieg als Mahnmal für den Frieden stehen. Aufgrund des schlechten Zustands erhielt sie von den Berlinern den Spitznamen „Hohler Zahn“. Im Inneren der Ruine wurde eine Gedenkhalle eingerichtet. Zu sehen sind neben den Mosaiken der ehemaligen Vorhalle eine Stalingrad-Madonna und ein Coventry-Kreuz. Die Stalingrad-Madonna wurde 1942 von einem Pastor und Lazarett-Arzt in Stalingrad angefertigt, kam nach Deutschland und wurde zu einer Ikone. Kopien dieser Figur befinden sich auch in der Kathedrale von Coventry in England und in der Kirche von Wolgograd in Russland. Das Coventry-Kreuz besteht aus Nägeln der ebenfalls zerstörten Kathedrale in Coventry. Es wurde von der Gemeinde in Coventry als Zeichen der Versöhnung übergeben.
 
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